Die Wilde vom Lande

Zu dieser Jahreszeit in Andalusien im Landesinneren blühen die Mohnblumen in rauen Mengen. Wie gesät wiegen sie sich in Weizenfeldern, säumen Straßen und vermischen sich mit Lavendel, Margeriten und Klee.

silvestre del campo

"Tú eres silvestre del campo", Simone Wiener © 2002, Öl auf Sperrholz, 60 cm x 80 cm x 5 cm, privat



Immer beim grandiosen Anblick dieser Blumen erinnere ich mich an Jesús Chacón, einer meiner ersten Freunde in Nerja. Er war es, der uns auf dem Weg nach Alhama de Granada ein Gedicht zitierte vom Weizen, der vor Trauer zu weinen beginnt, wenn ihm die Mohnblumen genommen werden. Darin kommt ein Zwiegespräch der Rose mit der Mohnblume vor, in der sich die Rose brüstet, edler, zivilisierter und wohlriechender zu sein als die andere, worauf die Mohnblume entgegnet, dafür die Wilde vom Lande zu sein.

Ich ließ mir das Gedicht aufschreiben, als ich die ersten Bilder dazu geschaffen hatte. Aber den Text kann ich nirgends mehr finden, er wird sich irgendwo in unseren noch in Österreich gelassenen Dingen verstecken. Der Name des Poeten ist mir entfallen und Jesús, meinen Freund kann ich auch nicht mehr danach fragen, denn er ist inzwischen verstorben. ¡Qué en paz descanse!

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